ÜBER UNS

»Hospizarbeit als bürgerschaftliches Engagement bewegt die Gesellschaft.«
Dr. Verena Begemann

Die Hospiz-Idee

Wie gehen wir in unserer Gesellschaft mit Sterben und Tod um? Können wir mit dem Tod umgehen oder ist es nicht vielmehr so, dass der Tod mit uns umgeht? Wir können nicht sagen: „Nein danke, wir sterben nicht!“ Der Tod widerfährt uns ungefragt. Wir sind also herausgefordert, uns gegenüber der Erkenntnis der Endlichkeit zu verhalten, wenn wir den Tod nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern ihn als Lebensaufgabe verstehen wollen. Der Tod fordert uns als Einzelne, als Familien und als Gesellschaft heraus, über das Leben nachzudenken.

»Die Hospizbewegung hat diese Herausforderung seit den 1980er Jahren angenommen. Sie ist seitdem zu einer großen Bürgerbewegung geworden, in der sich mittlerweile mehr als 80.000 Menschen ehrenamtlich engagieren.«
Dr. Verena Begemann

Diese Hospizbürger treten für Selbstbestimmung in der letzten Lebensphase ein, für die Achtung vor der Würde des Menschen, für eine Auseinandersetzung mit den Themen Tod, Sterben und Trauern in allen gesellschaftlichen Bereichen. Sowohl humanistische als auch christliche Beweggründe veranlassen viele Menschen sich ehrenamtlich in einer Hospizbewegung zu engagieren. Ihrer Motivation liegt die Achtung vor dem von Gott geschaffenen Leben und die Achtung vor allem Leben im Sinne von Albert Schweitzer: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ zugrunde.

»Hospizarbeit als bürgerschaftliches Engagement bewegt die Gesellschaft.«
Dr. Verena Begemann

Nachhaltig und mit internationalem Gehör haben zuerst zwei Frauen die heutige hospizliche Haltung eindrucksvoll geprägt:
Cicely Saunders, geb. 1918 in England und 2005 in London gestorben, Krankenschwester, Sozialarbeiterin und Ärztin, gründete 1967 das erste stationäre Hospiz: „St.Christopher`s Hospice“ in London.
Elisabeth Kübler-Ross, geb. 1926 in Zürich und 2004 in Arizona gestorben, Ärztin und Professorin, gründete 1974 das erste ambulante Hospiz in Amerika.
Ausgehend von den Aktivitäten dieser beiden Frauen bildeten sich auch in Deutschland die ersten Hospizgruppen.

Im Kreis Coesfeld und der Stadt Selm entfaltet sich die Idee der ambulanten Hospizarbeit seit dem Jahr 1995. In neun verschiedenen Orten gründeten sich nach und nach ambulante, ehrenamtlich arbeitende Hospizbewegungen mit den unterschiedlichsten Organisationsformen. Der Bekanntheitsgrad wuchs, der Bedarf an Begleitungen auch. Deshalb entschieden sich viele Gruppen, hauptamtliche Koordinatoren und Koordinatorinnen einzustellen. Ziel der ambulanten Hospizarbeit ist es, Menschen in ihrer letzten Lebensphase in ihrem häuslichen Umfeld, in den Altenpflegeeinrichtungen und Krankenhäusern zu begleiten.

Zusätzlich zu den ambulanten, ehrenamtlich geprägten Hospizbewegungen nahm im November 2006 das stationäre Hospiz Anna-Katharina für den Kreis Coesfeld in Dülmen seine Arbeit auf. Acht Hospizgruppen und die Heilig-Geist-Stiftung sind Träger dieses Hauses. Im stationären Hospiz leben schwerkranke Menschen als Gäste möglichst schmerzfrei in einer angenehmen Atmosphäre von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sorgfältig gepflegt und achtsam begleitet.

Ebenfalls in dieser Zeit entwickelte sich in direkter Nachbarschaft zum stationären Hospiz eine Palliativstation des örtlichen Krankenhauses und im Kreis Coesfeld das Palliativnetz Kreis Coesfeld e.V. Alle vier Organisationsformen bilden ein Hospiz- und Palliativnetz, geknüpft von gleichberechtigten Partnern. Im Mittelpunkt dieses Netzes steht immer der schwerkranke Mensch mit seinen Freunden und Familien.

»Die Hospizidee ist deshalb so bedeutsam, weil hier Menschen dem Sterben und Tod und der Trauer ins Auge schauen. Sie bleiben, wenn man am liebsten weglaufen würde und Begleitungssituationen nur schwer auszuhalten sind. Aber genau darum geht es doch in unserer Zeit, dass wir dem kranken, sterbenden und trauernden Menschen ein Gegenüber sind. Wir sind als soziale Wesen bedürftige Menschen und auf einander angewiesen. Wir brauchen das Du, um uns selbst zu entfalten und zu verwirklichen. Wir brauchen das Ohr des anderen, um Lebensfragen stellen zu dürfen und klären zu können. Wir brauchen ein Schweigen, das erst den Raum für das Gespräch eröffnet. Und wir brauchen die Kompetenz des Lassens, die uns erst die Erlaubnis für die Aktivität gibt. Erst wenn wir es aushalten können nichts zu tun und eine gute Ausdauer im Wartenkönnen entwickeln, sind wir auch bevollmächtigt zu handeln.«
(Dr. Verena Begemann)